Medikamentenabgabestelle oder Kunden-Betreuung?

Die derzeitige Politik fast aller Parteien zielt darauf ab, die inhabergeführte Apotheke auszurotten, indem u.a. dem Großkapital der Zugang zum Apothekenmarkt eröffnet werden soll. In Norwegen, England oder den USA gibt es bereits Apothekenketten, dadurch ist die Medikamentenversorgung der Bevölkerung weder besser noch billiger geworden – im Gegenteil: die Arzneimittelkosten stiegen in diesen Ländern langfristig und liegen über dem deutschen Niveau! In den USA herrscht bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln das höchste Preisniveau der Welt!

Unsere Struktur der Arzneimittelversorgung hat sich in der Vergangenheit sehr bewährt. Die Apotheke leistet mehr als nur Medikamentenabgabe, sondern ist das Bindeglied zwischen Arzt und Patient.

Bestmögliche Beratung und optimale Betreuung der Kunden ist unser Ziel. Nicht selten raten wir vom Arzneimittelkauf ab, empfehlen den Arztbesuch oder verweisen auf andere Therapiemöglichkeiten.

Kapitalgesellschaften sind hingegen in erster Linie den Aktionären verpflichtet, müssen Dividenden erwirtschaften und sind somit am größtmöglichen Profit interessiert. Zum Fremdbesitz gehört Fremdertrag. Die Bereicherung der einen ist die Enteignung der anderen. Die Arzneimittelvielfalt und Arzneimittelsicherheit, die wir Ihnen bieten, wird in den meisten Kettenapotheken mit Sicherheit nicht zu finden sein. Apothekenfilialen werden nur das jeweils sehr eingeschränkte Sortiment des „Mutterkonzerns“ führen.

Bisher stehe ich als Apothekenleiter Ihnen als Kunde persönlich in der Verantwortung, dafür hafte ich letztlich auch mit meinem Privatvermögen. „Gammelfleisch-Skandale“ und „Geiz-ist-geil-Strategien“ können wir uns nicht leisten!

Seit dem 1.1.2004 ist der Apothekenaufschlag auf alle rezeptpflichtige Medikamente unabhängig vom Preis etwa 8,10 €. Davon erhalten die Krankenkassen seit 2007 einen Rabatt von 2,30 € = d.h. fast 30% des Apothekenrohgewinns, übrig bleiben also etwa 5,80 €. Von diesem Betrag müssen noch alle Unkosten wie Miete bzw. Pacht, Raumkosten, Gehälter, Versicherungen und vieles mehr beglichen werden.

Weitaus mehr als die Apotheken verdient der Staat an diesen Arzneimitteln … durch 19% Mehrwertsteuer. Desweiteren müssen wir für die Krankenkassen die Zuzahlung von Ihnen einkassieren und an die Kassen weiterleiten. Das sind 10% des Arzneimittelpreises, mindestens 5 €, maximal 10 €. Während die Apotheken an Arzneimitteln seit Jahren immer weniger verdienen, steigt der Industrieanteil an den Arzneimittelkosten kontinuierlich an.

Das Gesundheitsbudget der Krankenkassen belief sich 2005 auf 143 Milliarden Gesamtkosten, davon Krankenhaus 49 Milliarden, gesamte Arzthonorare 21 Milliarden, Verwaltungs- und sonstige Kosten der Krankenkassen 22 Milliarden. Der Anteil der Arzneimittel liegt seit Jahren zwischen 14 – 17 % des Gesamtbudgets, davon verdient die Apotheke zusammen mit dem Großhandel am wenigsten (siehe Mehrwertsteuer). Der heutige Preis der Arzneimittel entspricht dem Stand von 1996 … kann hier von Kostensteigerung die Rede sein?

Krankenkassen machen Werbung für Internetapotheken, die im Ausland nur sehr niedrige Mehrwertsteuer (Holland 6 %) auf Arzneimittel abführen müssen, die deutschen Apotheken müssen 19% Mehrwertsteuer an den Staat weitergeben (MwSt. auf Zeitschriften, Hundefutter und Blumen etc. nur 7%). Auch müssen Internet-Apotheken keine Salben rühren, Teemischungen herstellen, Notdienste verrichten, dringende Arznei am selben Tag zustellen etc. … ein ungleicher Wettbewerb!

Unterstützen Sie den Erhalt der Apotheken in ihrer jetzigen Form … es lohnt sich!

Dr. Egbert Meyer
Apotheker